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Die Rolle der Angebotsumstellungsflexibilität in der deutschen, europäischen und U.S.-amerikanischen Marktabgrenzung

Die Rolle der Angebotsumstellungsflexibilität in der deutschen, europäischen und U.S.-amerikanischen Marktabgrenzung

Band 255
XV, 352 (73,- €)
ISBN: 978-3-452-28695-6

 

Die Frage der Marktabgrenzung und der Bestimmung des relevanten Marktes ist eine wesentliche Weichenstellung im Kartellrecht für die Frage der wettbewerbsbeschränkenden Wirkung einer Abrede sowie für die Frage, ob ein Unternehmen marktbeherrschend ist. Dogmatisch gehört diese Frage zu den schwierigsten im deutschen und europäischen Kartellrecht. Um eine zu enge sachliche Marktabgrenzung nach dem etablierten Bedarfsmarktkonzept zu vermeiden, wird regelmäßig auch der potentielle Wettbewerb berücksichtigt. Hinsichtlich der Frage, welche Produkte oder Leistungen zum relevanten Markt gehören, kommt es somit neben einer Untersuchung der Nachfragesubstituierbarkeit aus Sicht der Marktgegenseite (»In welchem Maß kaufen Verbraucher bei fehlendem Angebot anstelle von Äpfeln auch Birnen?«) zuweilen auch auf die Angebotsumstellungsflexibilität an (»Wie schnell können Unternehmen bei geringfügigen Preiserhöhungen der Konkurrenz ihr Produkt umstellen und in den relevanten Markt eintreten?«). Eine solche Angebotsumstellungsflexibilität wird zum Beispiel eher bei Papierfabriken im Hinblick auf die Herstellung unterschiedlicher Papierqualitäten anzunehmen sein als bei Stahlherstellern, die ihre Produktion eventuell nicht ohne größeren Aufwand auf ein gänzlich anderes Produkt umstellen können.

Der Verfasser der vorliegenden Dissertation, die an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg entstanden ist, setzt sich mit der Rolle der Angebotsumstellungsflexibilität in der Marktabgrenzung und deren tatsächlichen Berücksichtigung im deutschen und europäischen Kartellrecht ausführlich auseinander, analysiert umfassend die zugehörige Rechtspraxis und stellt zudem extensive Bezüge zum US-amerikanischen Kartellrecht her. Er widmet sich dabei schwierigen prognostischen Fragestellungen wie der Spürbarkeit, Wahrscheinlichkeit und Kurzfristigkeit einer zu berücksichtigenden Umstellung sowie dem Vorhandensein von Umstellungsschranken. Im Ergebnis kritisiert er die in der Praxis im Vergleich zur Nachfragesubstituierbarkeit eher nachgeordnete Rolle der Angebotsumstellungsflexibilität. Die Kritik mündet in ein Plädoyer, die Prüfung der Angebotsumstellungsflexibilität zu institutionalisieren, und in einen innovativen Lösungsvorschlag, auf welche Weise eine Einbeziehung dieses Konzepts gelingen kann.

Das FIW freut sich, mit diesem Band ein anspruchsvolles und bislang nicht hinreichend analysiertes Thema vorzustellen, das dem rechtswissenschaftlichen Diskurs und der Praxis neue Fragestellungen und Lösungsansätze eröffnet. Indem der Verfasser mit einem eigenen Vorschlag zur konzeptionellen und methodologischen Erfassung der Angebotsumstellungsflexibilität aufwartet, dürfte er sein Ziel, zu einer auf die Bedürfnisse der Praxis abgestimmten besseren Handhabung dieses Kriteriums beizutragen, in jedem Fall erreicht haben. Ganz in diesem Sinn wünscht das FIW dem Band eine interessierte Aufnahme bei seinen Lesern.

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